DIE ARBEITS- UND LEBENSWELT DER MENSCHEN IM RUHRGEBIET

In den fünf Bildsequenzen, die sich horizontal über das Gesamt-Triptychon reihen, sind fünf Erzählebenen enthalten, die sich vertikal schichten und wechselseitig überlagern: Die erste, obere Reihe besteht aus drei Triptychen (Einzeltafelformat 108 x 144 cm) und zeigt Szenen der Nacht: den Industrie-Lokführer beim Rangieren im Morgengrauen, die Mystik einer mitternächtlichen Geburt, jugendliche Skater im Flug durch die Lichter der Großstadt.

Darunter folgen sechs Triptychen (Einzeltafelformat 54 x 72 cm) Leben in den Städten, Junge und Alte, Türkin und Asiatin, kindliche Badevergnügen, verlorene Blicke in der U-Bahn, eine junge Frau, die sich schminkt.

Durch die dritte Reihe wird eine horizontale Mittelachse gebildet, neun Triptychen (Einzeltafelformat 27 x 36 cm) aus der Welt der „neuen Arbeit“. In gläsernen Gebäuden überwachen Frauen in Reinraumschutzanzügen Platinen und Mikro-Chips, auf deren Oberflächen unter Mikroskopen und Stanz-Robotern vollkommen abstrakte Muster entstehen, im Call-Center sprechen Frauen mit Menschen, die sie nie zu sehen bekommen.

Die nächste Reihe, wiederum sechs Triptychen im Mittelformat, erzählt in archivarischen Grautönen von der alten, körperlichen Arbeit, die das Ruhrgebiet im 20. Jahrhundert prägte, vom Widerstand gegen die Ruhrbesetzung, von der verführerischen und mörderischen Herrschaft der Nationalsozialisten, von Nachkriegsnot und Zechenhausabriss, dem die Anwohner fassungslos gegenüberstehen.

Die fünfte Reihe schließt die Tafelbildmontage nach unten ab und bildet zugleich ihr Fundament, noch einmal drei Triptychen im Großformat: Arbeiter im martialischen Schutzanzug vor der gleißenden Hitze kochenden Stahls, Bagger bei Abriss- und Erdarbeiten vor der Dortmunder Union-Brauerei, eine Reinraumschleuse, in der in Umkehrung der klassischen Zechen-Waschkaue Schutzanzüge auf die Mitarbeiter der Platinen-Produktion warten, da in der neuen Arbeitswelt nicht mehr die Menschen vor dem Schmutz der Arbeit, sondern die Roboter und Platinen vor den Ausdünstungen und Hautschuppen der Menschen geschützt werden sollen. Schon in der Auswahl der Motive, doch noch gesteigert in der Montage innerhalb der 27 Triptychen und deren Reihung und Montage zum Gesamtbild, entsteht die von Bertolt Brecht gemeinte Brechung des vordergründig optimistischen Titels DIE STÄDTE SIND FÜR DICH GEBAUT, die Armbruster eher melancholisch als provokativ einfärbt.